Donnerstag, 27. September 2012

Cobra Museum


Ein Besuch im Cobra Museum in Amstelveen stand auf dem Programm. Cobra? Amstelveen? Beides kannte ich nur vage vom Hörensagen. Ein Blick auf die Karte beruhigte mich: Amstelveen liegt nur eine Viertelstunde mit dem Bus von Schiphol entfernt, und ist auch mit dem Auto gut erreichbar. Jetzt musste ich nur noch der Cobra auf die Spur kommen. Dank einer superguten Führung durch die Kuratorin des Museums habe ich eine Menge erfahren - und eine beeindruckende Kunstrichtung kennen und schätzen gelernt.

Kunst jenseits der Konvention

“Ich kümmere mich einen feuchten Kehricht darum. Ich trage sie ordentlich dick auf, ich werfe die Farbe mit Pinsel und Spachtel und bloßen Händen dagegen, ich werfe manchmal ganze Töpfe dagegen”, sagte Karel Appel, der Mitbegründer der Cobra-Gruppe, über seinen Malstil (Quelle: NiederlandeNet). Genau das war das Anliegen der Künstler, die sich unter dem Namen Cobra zusammenschlossen: weg von klassischen und akademischen Idealen und hin zur puren und unverfälschten Kunst. Man wollte malen wie die Kinder, impulsiv mit Farbe und Formen umgehen, experimentieren und spontan arbeiten. Inspiration suchte man in der Volkskunst, der naiven Malerei, bei Graffiti-Schriftzügen und Runenzeichen. 

Karel Appel


Die Gründung der Künstlergruppe Cobra

Im Jahre 1948 fanden sich Künstler aus mehreren Ländern zusammen, um die neue Kunstbewegung Cobra ins Leben zu rufen. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben derjenigen Städte zusammen, aus denen die Künstler stammten: Copenhagen, Brüssel und Amsterdam. Neben dem bereits erwähnten Maler Karel Appel gehörten auch die niederländischen Künstler Constant und Corneille, der Däne Asger Jorn sowie die Belgier Christian Dotremont und Joseph Noiret zu den Gründungsmitglieder. In den drei Jahren, in denen die Künstlergruppe offiziell bestand, gesellten sich noch weitere Maler wie Bram Bogart hinzu, der gerade mit einer Sonderausstellung im Cobra-Museum vertreten ist.

Meister der Materie: Bram Bogart (1921-2012)

Ich muss ehrlich zugeben: Als Fotos hatten die Bilder von Bram Bogart erst einmal keine große Wirkung auf mich. Doch als ich vor ihnen stand, wollte ich sie am liebsten anfassen, mit den Händen den Pinselstrichen (die teils mit einem Besen gezogen wurden) folgen und selber noch einmal mitformen. Leider nicht möglich, ich war ja im Museum. Doch gut zu sehen ist, wie die Farbe, meist in Komplementärfarben oder manchmal ganz in Weiß, dick und schwer auf das Tuch aufgetragen und zu geometrischen Formen verarbeitet wurde. Dadurch entstanden reliefartige, teils riesengroße Bilder und Standbilder, die durch Plastizität und Monumentalität der "Materiekunst" einfach nur faszinieren. Sehenswert!


Noch bis Beginn 2013 sind die Werke von Bram Bogart im Cobra Museum Amstelveen zu sehen. Daneben werden auch die bekanntesten Meisterwerke der anderen Cobra-Künstler ausgestellt.

Cobra Museum, Sandbergplein 1, Amstelveen
(direkt am Bahnhof von Amstelveen gelegen, mit dem Bus 300 vom Flughafen Schiphol aus zu erreichen oder mit dem Bus 172 vom Hauptbahnhof Amsterdam).
Eintritt 9,50 Euro, Jugendliche 6 Euro
geöffnet: Di bis So 11-17 Uhr



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